Blauwasser Boot?

Welches Blauwasser Boot?

….. oder welches ist das richtige Boot? Für meinen Wunsch auf einem Boot zu leben und die Welt zu bereisen, musste ein geeignetes Boot gefunden werden – nur welches? Wie bei vielen Bootskäufern haben sich mir folgende Fragen gestellt:

  • Mono oder Kat?
  • Material (GFK, Alu, Stahl, Holz, Beton)?
  • Selbstbau?
  • Teilausbau? (Kasko kaufen, Rest selber machen)
  • Occasion mit Refit?
  • Neukauf?
  • Rigg: Slup, Gaffel, Ketsch, Dschunken -Rigg?
  • Kiel?
  • Kaufpreis.
  • Bootsunterhalt!

Nach den Erfahrungen der Atlantik Überquerung im 2012 mit anschliessendem Segeln in der Karibik konnte ich dann die entgültigen Suchkriterien für MEINE Bedürfnisse definieren:

  • Monohull
  • Slup mit Kuttertakelung
  • Stahlrumpf / Alurumpf
  • Langkiel
  • <= 10m Länge
  • Blauwassersegler
  • KiSS-Prinzip
  • kein gebrauchtes Aluboot
  • wenn möglich Werftbau

Warum Stahl:

  • beruhigt bei Manövern im Hafen und Schleuse, da bei Problemen / Fehlern in der Regel nur die Farbe weg ist.
  • Bei Zusammenstössen mit GFK Booten hat die Gegenseite meistens die grösseren Probleme.
  • Bei einem allfällige Mastbruch kann für die Bergung des Mastes auf bessere Bedingungen gewartet werden. Der Mast muss NICHT losgeschnitten werden.
  • Bei einem Blitzeinschlag bietet das Stahlboot der beste Platz zum Überleben.
  • auf einem Stahllangkieler bricht bei einer Grundberührungen nicht gleich Panik aus.
  • Stahl kann auf der ganzen Welt geschweisst werden.
  • Stahl ist ehrlich, Rost kann man langfristig nicht übermalen. 😉
  • wird schlimmstensfalls gratis abgenommen bei der Entsorgung

Grosser Nachteil von Stahl ist sein Gewicht und sein rosten, aber mit richtiger Beschichtung und Elektrik wird man nicht “zum Sklaven eines Stahlschiffes” (Zitat eines engl. Stahbootseglers in Gibraltar).

Galten früher Stahlboote als Klotz am Bein ist es heute umgekehrt, die Entsorgung eines gleich grosses GFK Boot kostet mittlerweile eine Stange Geld!

Diverse Schiffsbesichigen in D, NL und DK und ein Törn auf einem Dschunkenrigg-Segler in der Türkei haben dann die Auswahl weiter eingeschränkt. Ein für mich seltsames Phänomen habe ich häufig bei Booten & Yachten von Selbstbauern angetroffen: obwohl alles (oder vieles) selbstgebaut und geplant ist, sind sehr viele dieser Boote in der Regel alles andere als „KiSS“.

Irgendwann war dann eine Van der Stadt 30 in Dänemark sehr interessant. Eine schöne Reise auf die Insel Aero war die Folge. Da der Rost ein überstrichenes Thema war und klare Antworten zum MwSt. Nachweis fehlten, wurden die Suchkritieren wiedermal ins Internet gestellt.

Ein mir bis dato unbekanntes Boot, eine Vanguard 950, tauchte quasi um die Ecke (Lago Maggiore) auf. Termin für Freitag Nachmittag vereinbart und nach einer schlaflosen Nacht das Boot kurzerhand am Samstag-Vormittag gekauft – manchmal geht’s schneller als man denkt!

Sie war unwiderstehlich: Koopmans Riss, Werft-Bau, Brückendeck, Stehhöhe im ganzen Boot, Bukh-Motor mit ca. 1100h, Optimus Petrolherd, NIE Salzwasser, und vor allem der unverbastelte, originale Werft-Holzausbau waren die Highlights. Dazu gabs ein Bojenplatz im Lago Maggiore, ein neuer ungebrauchter 3-teiliger Vorsegelsatz mit Stagreitern und eine viel zu grosse Windsteueranlage.
Ein dickes Low war das jahrelange undichte Oberlicht und damit einhergehend der Miefgestank eines nassen Bootes und die Radsteuerung im Piratenlook. Für die ich mich ab dem ersten Tag an jedem Steg schämte. Und ausser Ampère- und den 2 Voltmeter funktionierte kein Instrument…

Ein Vorteil war der Standort des Bootes. Wir sind mit der KiSS die letzten 4 Jahre als „Ankerlieger“ an der Boje gelegen, wo wir das Leben an Bord „lernen“ und optimieren konnten. Aus diesen Erfahrungen wird es neben dem „üblichen“ Refit doch noch das eine oder andere zu ändern geben.

Im Moment laufen die Vorbereitungen für den Transport in die Ostschweiz auf meine „Werft“. Dann fängt der Refit an – ich freue mich das es nun los geht…..